Ethik-Kodex
Ethik-Kodex der DGFF (Download: hier)
In ihrer Mitgliederversammlung vom 27. September 2019 in Würzburg hat die Deutsche Gesellschaft für Fremdsprachenforschung einen Ethik-Kodex verabschiedet, der aus einem längeren Diskussionsprozess erwachsen ist.
Fremdsprachenforschung war schon immer mit ethischen Fragen verbunden. Schon immer waren wir Fremdsprachenforscher*innen bei der Vorbereitung, Durchführung, Fortführung und Nachbereitung unserer empirischen, wie auch konzeptuellen Forschung aber auch in der Zusammenarbeit z.B. mit Lehrpersonen, Bildungsadministration und Student*innen aufgefordert, Antworten auf ethische Fragen zu geben: Was darf, was soll, was muss ich im Rahmen meiner Forschung, meiner Tätigkeit im Bereich Lehren und Lernen tun?
Antworten auf diese Fragen haben sich selbstverständlich an rechtliche Regelungen und Vorgaben zu halten. Auch die Standards guter wissenschaftlicher Praxis gilt es adäquat zu berücksichtigen. Fragen der Forschungsethik gehen aber zum Teil darüber hinaus. Sie befassen sich u.a. mit der Relevanz unserer Fragestellungen z.B. hinsichtlich der Erwartungen der Gesellschaft, der Fremdsprachenlehrenden und ‑lernenden; aber auch die Frage nach der Berechtigung dieser durchaus nicht einheitlichen Erwartungen kann als Frage der Forschungsethik formuliert werden.
Die Entwicklungen der letzten Jahre machten es aus Sicht von Vorstand und Beirat wünschenswert, dass sich die DGFF einen Ethik-Kodex gibt und damit alle Mitglieder auffordert, über ihr Handeln als Forscherinnen und Forscher und seine Wirkungen unter ethischen Gesichtspunkten zu reflektieren.
Zu diesen Entwicklungen zählen die insgesamt gewachsenen Anforderungen an ethische Standards in der Wissenschaft, wie sie beispielsweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingefordert werden. Die zunehmenden Kooperationen von Fremdsprachenforscher*innen mit Kolleg*innen aus anderen Disziplinen und Bereichen machen zudem die Verständigung über gemeinsame bzw. geteilte ethische Prinzipien und Maßstäbe notwendig. Die Fachgesellschaften sind ausdrücklich aufgefordert sich – ähnlich wie in der Psychologie, der Erziehungswissenschaft oder Soziologie – auf ethische Standards zu verständigen und diese zu veröffentlichen. Die DGFF ist unseres Wissens neben der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) die erste in der Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD) organisierte Fachgesellschaft, die über einen eigenen Ethik-Kodex verfügt.
Zu den auch ethisch herausfordernden Entwicklungen sind aber auch der digitale Wandel. Er hat die Fremdsprachenforschung und ihren Forschungs- und Wirkungsbereich in den letzten Jahren in kaum mehr überschaubarer Weise ergänzt und verändert. Neben positiven Wirkungen sind auch Gefahren zu bedenken, die sich insbesondere aus der Zugänglichkeit, Verletzlichkeit, Beeinflussbarkeit und Verbreitung digitaler Systeme ergeben. Die Auswirkungen des digitalen Wandels können zum Teil massiv in die Freiheitsrechte der Person eingreifen. Die Würde des Menschen läuft in Zeiten der Digitalisierung immer auch Gefahr angegriffen zu werden. Dies macht es um so dringender sich auch in der Fremdsprachenforschung darüber zu verständigen, was sie darf, soll und muss.
Der hier vorgelegte Ethik-Kodex legt nach einer einleitenden Präambel, die auf das Grundverständnis von Fremdsprachenforschung und die Basis ethischer Reflexion in dieser Disziplin eingeht, grundlegende Prinzipien ethischen Handelns in der Fremdsprachenforschung fest. Anschließend werden für die Domänen Forschung, Rechte von Forschungsbeteiligten, Publikationen und Gutachten sowie Lehre ethische Standards formuliert.