No. 31
2020/2
Förderung von Lesekompetenz im Englischunterricht: Ergebnisse einer Interventionsstudie
Abstract:

Der Beitrag diskutiert evidenzbasierte Herangehensweisen an die Förderung von Lesekompetenz im laufenden Englischunterricht an weiterführenden Schulen. Hierzu wird auch Leseflüssigkeit als notwendige Voraussetzung für Leseverstehen vorgestellt, obwohl in fremdsprachendidaktischer Forschung die Förderung hierarchieniedriger Fertigkeiten bislang eher vernachlässigt wurde. Basierend auf den theoretisch einschlägigen und empirischen Erkenntnissen wurde ein Interventionskonzept entwickelt, welches innerhalb von zwölf Englischstunden die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern in den Klassen 8-10 fördern soll. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Anstieg in der Leseflüssigkeit nach Interventionsende in der Experimentalgruppe (n = 100) im Vergleich zu einer nicht-trainierenden Kontrollgruppe (n = 100) bei jedoch nur geringen Verbesserungen in der allgemeinen Lesekompetenz. Zu Beginn schwächere Leserinnen und Leser verbesserten sich jedoch im Schnitt deutlicher als durchschnittliche bzw. gute Lernende. Messungen der Leseflüssigkeit korrelieren zudem signifikant mit Leseverstehenswerten.

The article sheds light on potential approaches of fostering reading competence in English language teaching settings in secondary schools. Reading fluency is discussed as a necessary precondition for reading comprehension, which is considered a crucial element of reading competence, although little is known and done about fostering hierarchically lower reading skills in foreign language classrooms. Based on both empirical and theoretical concepts, a 12-lesson intervention for English language learners (grades 8-10) is designed and evaluated. Results show a significant increase in reading fluency for the experimental group (n = 100), compared to a control group (n = 100), with only small increases in overall reading competence. Weaker readers improved on overage more than average and good learners. Fluency measurements correlate significantly with comprehension results.

Seite 159-182, Heft 2/2020, Band 31
Professionalisierung von Englischlehrer/innen im Hinblick auf transkulturelle Kompetenzen – empirische Befunden und Implikationen
Abstract:

Der Beitrag thematisiert die Professionalisierung von Englischlehrkräften im Hinblick auf transcultural awareness und die Entwicklung transkultureller Kompetenzen. Während die Professionalisierungsforschung zunehmend an Bedeutung gewinnt und auf der Makroebene die Relevanz biografischer Einflüsse, beruflicher Kompetenzen und struktureller Bedingungen gezeigt hat, finden sich deutlich seltener Studien auf der Mikroebene, die sich auf fachspezifische Kompetenzbereiche konzentrieren. Vor diesem Hintergrund diskutieren wir Ergebnisse aus einer Videostudie, die literaturbasierten Englischunterricht auf der Grundlage von fictions of migration dokumentiert, sowie Folgeinterviews mit vier Lehrerkräften. Nach einer Definition der zentralen fachspezifischen Konzepte (transcultural awareness, transkulturelle Kompetenzen) folgt ein Forschungsüberblick zur Professionalisierung von Englischlehrkräften im Allgemeinen und im Hinblick auf die fachspezifischen Anforderungen. Wir stellen einige besonders auffällige Datenbeispiele vor, um die Herausforderungen an Professionalisierungsprozesse auf der Mikroebene zu veranschaulichen. Der Beitrag endet mit Implikationen für die Unterstützung von Professionalisierungsprozessen von Englischlehrkräften und schlägt als zentralen Ansatz die Schulung „professioneller Wahrnehmung“ sowie reflexiver Kompetenzen vor.

The article focuses on English language teacher professionalism with regard to transcultural awareness and the development of transcultural competences. While teacher professionalism is an expanding field of research, which on a macro-level has shown the relevance of biographical influences, professional competences and structural conditions, micro-level studies focusing on subject-specific competence domains are scarce. Against this background, we will discuss our findings from videographed English lessons based on fictions of migration and follow-up interviews with four teachers in the light of the discourse on professionalism. After defining 'transcultural awareness' and 'transcultural competences', we will review the existing research on English language teacher professionalism in general and concerning this specific domain. We will present some particularly salient data examples to illustrate the challenges micro-level teacher professionalism is faced with. The article ends with implications for supporting professional development by way of focusing on teachers’ 'professional vision' and reflective competences.

Seite 183-206, Heft 2/2020, Band 31
Je höher qualifiziert, desto besser? Rezeptive Phrasemkompetenzen von Französischlernenden
Abstract:

Ausgehend von der durch die Sprachwissenschaft und Spracherwerbsforschung belegten Relevanz von Phrasemen im Sprachgebrauch und Spracherwerb stellt der vorliegende Beitrag Ergebnisse einer Pilotstudie zur rezeptiven Phrasemkompetenz von gymnasialen Französischlernern, -studierenden sowie von Französischreferendaren und -lehrkräften aus Nordrhein-Westfalen vor. Die Pilotstudie, die Teil des Forschungsprojekts zu Sprachkompetenzen von Fremdsprachenlernern und -lehrkräften (Bürgel & Siepmann 2014) ist, wurde vom Autor initiiert und von Studierenden in Form von Studienabschlussarbeiten durchgeführt. Zunächst wird der Test zur rezeptiven Phrasemkompetenz begründet und in seiner Konzeption vorgestellt. Es folgt eine Darstellung und Diskussion der von den Testprobanden erzielten Ergebnisse. Dabei zeigt sich, dass ein erhebliches Missverhältnis zwischen den rezeptiven Phrasemkompetenzen der Probandengruppen und der Verwendung von Phrasemen im Sprachgebrauch des Französischen besteht. Abschließend werden die Implikationen der Ergebnisse für das Fremdsprachenlehren und -lernen erörtert.

Research from the areas of linguistics and language aquisition underline the relevance of phraseological units for language acquisition and use. On the basis of these insights, the paper at hand presents a pilot study on the receptive phraseological competence of German learners, students, teacher trainees, and teachers of French in North Rhine-Westphalia. The study is part of a research project on the language competences of foreign language learners and teachers (Bürgel & Siepmann 2014). After illustrating the test of receptive phrasem competence and its design, the data gathered in the context of the studies are analysed and the resulting implications for foreign language teaching and learning are discussed.

Seite 207-234, Heft 2/2020, Band 31
Sprachliche und allgemein-kognitive Anforderungen des Sprachvergleichs – eine Aufgabenanalyse
Abstract:

In der mehrsprachigkeitsdidaktischen Literatur besteht Einigkeit hinsichtlich der kognitiven und affektiven Potenziale des Sprachvergleichs für den Sprachunterricht. Dennoch ist eine theoretische Fundierung und Analyse von Sprachvergleichsaufgaben bislang nicht vertiefend erfolgt. Diesem Desiderat widmet sich der vorliegende Beitrag, in dem der Sprachvergleich im Rahmen der metasprachlichen Entwicklungstheorie von Bialystok (1986, 1991, 2001) modelliert wird, um seine sprachlichen und allgemein-kognitiven Anforderungen im Zuge einer Aufgabenanalyse herauszuarbeiten. Die Aufgabenanalyse wird anschließend empirisch fundiert. Hierzu liegen videographierte sprachvergleichende Reflexionen von einsprachigen (n=65) und mehrsprachigen SchülerInnen (n=75) der Klassen 4 und 6 vor, die eine Sprachvergleichsaufgabe von Wildemann, Akbulut & Bien-Miller (2016) zu metasyntaktischen Fähigkeiten bearbeiten. Die Auswertung der Daten erfolgt anhand niedrig-inferenter Videocodierungen (vgl. Lotz/Gabriel/Lipowsky 2013) durch zwei unabhängige Codierpersonen.

There is a broad consensus that contrastive analysis tasks have a positive effect on language learning, both on the cognitive and affective dimension. However, contrastive analysis tasks have not been analyzed and empirically investigated within the framework of a theory of metalinguistic abilities so far. The present study aims to contribute to closing this research gap. In particular it analyzes a contrastive analysis task on metasyntactic abilities by Wildemann, Akbulut & Bien-Miller (2016) within the framework of the metalinguistic development theory of Bialystok (1986, 1991, 2001) in order to identify its linguistic and general cognitive components. Finally, the task analysis will be supported by empirical evidence from video data of contrastive analysis activities of monolingual (n=65) and bilingual (n=75) pupils in grade 4 and 6.

Seite 235-262, Heft 2/2020, Band 31
Gemeinsames sprachliches Handeln in Gruppenarbeitsphasen im Anfängerunterricht – Eine empirische Studie
Abstract:

Obwohl die Vorteile, der Integration von Gruppenarbeit in den Fremdsprachenunterricht weithin anerkannt werden, begegnet man ihr vielerorts noch mit einer gewissen Vorsicht. Insbesondere im Anfängerunterricht wird von Gruppenarbeit mit dem Hinweis auf mangelnde kommunikative Fähigkeiten der Lernenden Abstand genommen. Im vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse einer Studie vorgestellt, in der Interaktionen unter Lernenden während der Bearbeitung von kommunikativen Gruppenarbeitsaufgaben untersucht werden. Die Daten wurden im Deutschunterricht für Anfänger an einer japanischen Universität erhoben und dienen als Grundlage für die Analyse des sprachlichen Handelns der Lernenden. Neben der Feststellung relevanter Interaktionsebenen, wird auch die Umsetzung sprachlichen Handelns beschrieben. Erste Ergebnisse deuten auf große Schwankungen der sprachlichen Realisierung zwischen den verschiedenen Ebenen hin.

In spite of the fact that the benefits of group work for language learning in classroom settings are widely acknowledged, it is still treated with caution in many places. Especially in beginner classes, group work might be avoided due to an assumed lack of communicative proficiency. In this paper, results from a class-based study examining peer interactions in communicative group work tasks in a German language class in a Japanese university will be presented. Focusing on verbal interaction, this paper will identify the main dimensions of communication during group work, as well as describe how learners realize different speech acts. Initial results indicate that the language performance varies vastly between the different dimensions.

Seite 263-289, Heft 2/2020, Band 31